Aufführen, rund um den Globus unterrichten, ein großartiges Buch nach dem anderen schreiben, so viele Menschen durch die Luftakrobatik zu verbinden. Es wäre uns eine Ehre, wenn du uns einen Einblick für einen Blog-Beitrag aussuchen lassen, den wir gemeinsam mit unserem deutschsprachigen Publikum teilen möchten.
Wir möchten, dass sie dich besser kennen und sich von deiner bisherigen Laufbahn inspirieren lassen.
Zunächst einmal ist deine Arbeit erstaunlich!
1. Wie bist du zur Luftakrobatik gekommen?
Als ich aufwuchs, liebte ich den Tanz und Gymnastik. Als ich schließlich Tanz am College studierte, sah ich einmal ein Bild von einem Tänzer in Seilen. Dieses Bild hat etwas in mir ausgelöst, dass sich zu einem Verlangen entwickelt hat! Ich hatte die einmalige Gelegenheit, durch das ganze Land zu ziehen und einen Workshop für Lufttanz beim Aerial Dance Festival in Boulder, Colorado zu besuchen. Ich verliebte mich in alles, was ich in der einen Woche dort gelernt habe.
Von da an fing ich an, so viel wie möglich zu erkunden. Das war noch lange bevor es Videos zu Tüchern im Internet gab, was für mich eigentlich ein großer Segen war. Das bedeutete, dass ich nur mit meiner eigenen Kreativität arbeiten konnte, was für mich Welten öffnete, die ich sicherlich nicht gefunden hätte, wenn das Internet meine Kreativität gefüttert – oder versteift – hätte, wie es das heute tut.
2. Du hast erwähnt, dass du einen mathematischen Hintergrund hast. Wie hast du dein Leidenschaft für Mathematik entdeckt und glaubst du, dass dein mathematischer Hintergrund zu deiner aktuellen Lufttanzarbeit beigetragen hat?
Ja, ich liebe Mathematik! Ich entdecke noch immer das Schöne an Zahlen. Ich liebe es, Muster zu finden in Exponentialzahlen, aber auch in schwierigen Folgen, wie der Fibonacci-Folge. Mein Großvater hat mir diese Leidenschaft mitgegeben, als ich etwa in der 3. Klasse war.
Er hat mit mir auch immer meine Quadratzahlen geübt und einmal gab es eine Mathematikolympiade an meiner Schule, bei der wir alle Quadratzahlen an der Tafel finden sollten. Ich fand schnell heraus, dass die Lösung darin bestand, die Quadratzahlen zu addieren, denn es gab ein großes Quadrat (8×8), vier 7×7 Quadrate, neun 6×6 Quadrate, etc. Ich war die Einzige in der Klasse, die die Lösung erriet und gewann ein paar extra Punkte für mein Team.
Solche Momente können einen wirklich definieren und das tun sie auch für mich! Mein mathematischer Hintergrund beeinflusst konstant meine Liebe dafür, Mustern im Tuch hinterherzujagen. Ich benutze die Kombinatorik, um die Einstiege in bestimmte Wicklungen zu bestimmen.
Ganz allgemein fühlt es sich so an, als wären die gleichen Teile meines Gehirns, die auch die Mathematik so lieben, auch beim Auslegen meines Aerial-Repertoires aktiv sind und das belebt meine Seele.
3. Wie verbringst du momentan deine Tage? Hast du etwas Neues vor für die Aerial Szene?
Nun ja, ich habe das “Aerial Fabric Manual Volume 2” beendet, das das Fortgeschrittenenlevel am Material beinhaltet. Die alten Bücher, die ich zu diesem Thema geschrieben habe, habe ich komplett über Bord geworfen, weil ich jetzt einfach Jahre an Forschung und neuen Erfahrungen von anderen Artisten habe, die das Repertoire wirklich sehr zufriedenstellend zusammenfügen.
Ich bin wirklich schon gespannt auf die Veröffentlichung von diesem Buch. Wahrscheinlich ist es das dickste Buch, das ich jemals veröffentlichen werde und die Thematik interessiert mich auch am Meisten – Natürlich überschneidet sich das auch mit den Themen von Volume 3!
Außerdem arbeite ich gerade am Konzept für das Aerial Sling Manual Volume 2. Die Forschung dafür betreibe ich meist an meinen Schülern, die es lieben, meine Testpersonen zu sein! 🙂
4. Ich glaube, es braucht große Fähigkeit zum Lernen und Synthetisieren von Informationen, um so viele großartige Bücher zu schreiben und zu lernen und zu lehren, wie du es tust. Ich vermute, es hat viel damit zu tun, dass deine Denkweise auf Wachstum ausgerichtet ist. Erinnerst du dich daran, eine solche Einstellung zu Wachstum und Beharrlichkeit entwickelt zu haben?
Lustig, dass du das erwähnst, denn das ist eine Thematik, die ich sehr oft anspreche, wenn ich momentan Trainer ausbilde. Als ich Ausbilderin für Nuklearphysik bei der US Navy war, habe ich viel über die Philosophien von wachsendem und festgesetzten Mindset gelernt.
Ich glaube fest daran, dass jemand, der sich ein so herausforderndes Hobby wie Aerial sucht, dadurch bei der Entwicklung eines wachstumsorientierten Mindsets profitieren kann. Und unsere Arbeit als Lehrer ist es, dieses Mindset so gut es geht zu fördern. Viele Menschen, die sich dafür entscheiden, Aerial nicht zu betreiben, haben oftmals eine festgelegte Meinung, dass sie es “nicht können”. Nur, weil ein Körper heute etwas nicht kann, heißt das nicht, dass du es morgen auch nicht kannst.
Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie viel ich selbst noch lernen kann und wie sehr ich noch wachsen kann, unabhängig davon, wie weit ich schon gekommen bin. Dieser Prozess des Lernens und Wachsens wird niemals aufhören.
Aber da liegt ja gerade die Spannung! Ich erinnere meine Trainer gern daran, dass “der beste Lehrer immer auch Schüler bleibt”. Wer immer hungrig bleibt, kommt auch weit.
5. Anfänger werden oft entmutigt zu denken, dass Sie viel Flexibilität und Kraft benötigen, um Luftakrobatik zu machen. Ist das der Fall?
Du hast ja so Recht! Ich höre so oft: “Oh das könnte ich niemals. Ich habe keinerlei Kraft im Oberkörper!” Und dann sage ich gerne: “Natürlich nicht! Du machst ja kein Aerial!”
Ich sage das nur zum Spaß, aber die Wahrheit ist, dass Luftartisten nicht immer sehr stark und flexibel geboren werden. Sie müssen trainieren um stark und gelenkig zu werden. Ich sage gern:“Du bist, was du trainierst”. Jeder kann jederzeit anfangen und alles erreichen!
Natürlich gibt es Limits und unser Körper gibt uns bestimmte Einschränkungen. Es gibt Niveaus von Stärke oder Verrenkung, die mein Körper nie erreichen wird, aber das Niveau, dass ich erreicht habe, liegt weit über dem, was eine “normale” Mutter in ihren 40ern macht. Das kommt vom Training. Ich strenge mich an und werde durch das Wissen ermutigt, dass mein Körper in 8 Wochen sehr viel stärker und flexibler sein wird als heute.
6. Könntest du einige Tipps geben, wie du geistige Klarheit erhältst und wie du dich am besten konzentrierst?
Für mich ist einer der wichtigsten Aspekte: Ausruhen. Meine Sonntage verbringe ich damit, mit Bibelversen zu meditieren. Auf diese, immernoch kleine Stimme zu hören mag mich verrückt klingen lassen, aber sie bringt mir mentale Klarheit.
Wenn ich ein Training beginne und mich schwer oder festgefahren fühle, weiß ich, dass es nicht gut laufen wird und ich weiß auch, dass ich erst meine spirituelle Nahrung brauche. Wenn meine Seele versorgt ist, ist mein Körper normalerweise startklar.
Mein Tanztraining begann in sehr jungem Alter, in der Anbetung Gottes. Und nach wie vor finde ich es sehr zentrierend, wenn ich mit mit Gott beschäftige. Nach nur einer Runde spirituellem Ruhens und Betens fühle ich mich erleichtert, belebt und bereit zum Fliegen!
7. Hast du jemals Schwierigkeiten gehabt, dich selbst zu motivieren, als du auf Herausforderungen in diesem Sport gestoßen bist? Was half, sie zu überwinden?
Ich hatte zwei schwere Schulterverletzungen, die mich sehr stark runter gebracht haben. Da durch zu kommen war hart. Mittendrin fühlte ich mich oft, als wären die Verletzungen dauerhaft, oder das ich nie wieder so wie vorher werden könnte. Das ist für einen Athleten immer sehr gruselig. Was mich immer am meisten ermutigt hat, waren die Geschichten von anderen, die solche Verletzungen überstanden haben und geheilt sind.
Gerade jetzt komme ich aus der Erholung einer solchen Verletzung und es geht mir sehr viel besser. Meine Rückenmuskeln sind sehr wund, weil sie jetzt ein Jahr Pause hatten, aber ich bin definitiv wieder im normalen Rhythmus drin.
8. Was sind einige der gesundheitlichen Vorteile von Aerial Yoga?
Da gibt es eine lange Liste! Ich glaube, je älter ich werde, desto mehr schätze ich Yoga. Es hat mir extrem nach der Schwangerschaft geholfen, die jetzt lang her ist, aber ich habe immer noch Höhen und Tiefen in meiner Kraft und meinem Training.
Aerial Yoga war immer eine tolle Art und Weise, das Fließen zu finden, mich runterzubringen und in der Bewegung zu meditieren. Ich liebe die Gelenkigkeit und die Stabilität, die es mir gibt. Nach einem morgendlichen Aerial Yoga fühle ich mich angetrieben und bin bereit, den Tag anzugehen! Ich glaube, ich werde auch weniger krank, weil ich aerial mache. Ich lebe wegen Aerial sehr gesund, in vielen Bereichen – mental, körperlich, spirituell.
9. Was ist dein wichtigster Tipp zur Verbesserung der Flexibilität?
Isometrisches Stretching! Ein Beispiel ist eine Spagatbalance im Tuch oder den Strapaten. Auf dem Boden kann man auch weniger extreme Varianten machen, die diese Aspekte trainieren. Aber das Wichtigste ist, in die Dehnung zu drücken, sich nicht nur in die Dehnung zu entspannen.
Passive Dehnung ist ebenso wichtig, aber sie sollte nicht den Großteil des Trainings ausmachen – nur am Ende. Wenn man sich wirklich Mühe beim Dehnen gibt, wird man schnell Erfolge sehen.
10. Was sind einige „Dos and Don’ts“ für Aerial Silks?
Man sollte sich einen durchgehenden Trainingsplan machen, mit festgelegten Zeiten für strengen Inversionstraining am Tuch, Gelenkigkeit, Stabilisation, Cross-Training, Ausdauer und Ruhepausen. Man darf sich nicht nur auf die “Tricks” konzentrieren.
Am Besten ist ein ganzheitlicher Ansatz, der von allem ein bisschen hat. Dann wird es nicht nur möglich sein, den Sport gut zu machen, sondern es wird dann auch möglich sein, diesen lang zu machen.
Vielen Dank für diese Möglichkeit, meine Gedanken und Grundsätze mit euch teilen zu können. Matthew und ich schätzen unsere lange Zusammenarbeit mit SchenkSpass sehr und freuen uns auf viele weitere Jahre!
Rebekah
Ein Interview auf English von Sorina Weber, mit deutscher Übersetzung von Julia Rothe.
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